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Dekolonisation - Geschichte.

Publié le 06/12/2021

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Dekolonisation - Geschichte.
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EINLEITUNG

Dekolonisation (auch Dekolonisierung, Entkolonisierung, Entkolonisation), der Prozess der Auflösung der Kolonialreiche europäischer Mächte in Asien und Afrika, vor allem
seit dem 2. Weltkrieg. Die Dekolonisation ist heute fast völlig abgeschlossen, dennoch bestehen wirtschaftliche, kulturelle und verwaltungstechnische Abhängigkeiten von
den ehemaligen Kolonialmächten bis heute fort.
Vorwiegend in linksgerichteten Parteien war seit dem 19. Jahrhundert antiimperialistisches Gedankengut gereift. Nach dem 2. Weltkrieg förderten sowohl die UdSSR - Lenin
hatte bereits 1917 die Erhebung der Völker gegen ihre Kolonialherren gefordert - als auch die USA die Dekolonisation. Die USA hatten sich gegen Großbritannien die
Unabhängigkeit erkämpft und stellten sich nun gegen die Ausbreitung der europäischen Kolonialreiche, indem sie die Selbstbestimmung der Völker nach demokratischen
Grundsätzen zur offiziellen Grundlage ihrer Politik machten. In der politischen Praxis zielte diese nach dem Präsidenten James Monroe (1758-1831) benannte Doktrin jedoch
auf die Sicherung der US-amerikanischen Einflusssphäre in Lateinamerika.
Mit dem Sieg der Kommunisten unter Mao Tse-tung im Chinesischen Bürgerkrieg wurde China zur neuen Großmacht in Asien, welche die kommunistischen
Unabhängigkeitsbewegungen unterstützen konnte. 1960 beschlossen die Vereinten Nationen (UN) eine Entkolonialisierungsresolution, die die Forderung erhob, den
,,Kolonialismus in allen Erscheinungsformen schnell und bedingungslos zu beenden". Während die Kolonialherrschaft Frankreichs und der Niederlande in oft blutigen Kriegen
beendet wurde, brachte Großbritannien, die größte Kolonialmacht, die Übergabe der Macht an die nationalistischen Kräfte in den Kolonien durch rechtzeitige Verträge
weitgehend friedlich zustande. Den Kolonien wurde durch die Errichtung von eigenverantwortlichen Lokalregierungen (1931 Ceylon, 1935 Indien, 1937 Birma) innere
Autonomie gewährt. Ägypten erhielt bereits 1922 die beschränkte staatliche Souveränität unter der Oberhoheit Großbritanniens. Als im Juli 1945 in Großbritannien die
Labour Party unter Clement Attlee an die Macht kam, konnte der Übergang der britischen Kolonien in souveräne Staaten im Rahmen des Commonwealth rasch vollendet
werden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde unter Vorherrschaft der USA auf der Konferenz von Bretton Woods eine neue liberale Weltwirtschaftsordnung etabliert, die es den USA
ermöglichen sollte, durch Schaffung von Absatzmärkten ihre Kriegsindustrie zu einer Gebrauchsgüterindustrie hin umzustrukturieren. Die europäischen Landwirtschaften,
die im Krieg zu großen Teilen zerstört worden waren, wurden nach amerikanischem Vorbild als äußerst produktive Agrarindustrien wieder aufgebaut. Mit der zunehmenden
Industrialisierung der Landwirtschaft der westlichen Länder verloren die agrarisch geprägten Kolonien immer mehr an Bedeutung für die europäischen Mutterländer und
mussten häufig, besonders in Afrika, hoch bezuschusst werden. Lediglich geopolitische Interessen (siehe auch Dominotheorie) verhinderten in vielen Fällen eine sofortige
Dekolonisation. Die westlichen Mächte befürchteten, die unabhängigen Kolonien würden sich mit den kommunistischen Staaten verbünden und versuchten während der
,,Übergangsphase" ihnen genehme politische Führungen zu etablieren, was in aller Regel misslang.
Im Gegensatz zur paternalistischen (bevormundenden) europäischen Sichtweise der ,,Übertragung der Macht" sieht die politische Führung der ehemaligen Kolonialvölker die
Dekolonisation eher als Ergebnis ihrer Anstrengungen im Unabhängigkeitskampf. Die Dekolonisation nach dem 2. Weltkrieg kann in zwei Phasen unterteilt werden: In der
ersten erlangten die asiatischen Staaten - unmittelbar nach dem Krieg - in zum Teil blutig geführten Unabhängigkeitskämpfen ihre Souveränität; in der zweiten Phase - seit
den sechziger Jahren - wurden die meisten afrikanischen Staaten unabhängig. Auch dieser Prozess führte zu einigen grausamen Unabhängigkeitskriegen.

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DIE DEKOLONISATION IN ASIEN

In Asien hatte Japan während des 2. Weltkrieges große Teile der von den Europäern besetzten ,,Kolonien" erobert. Nach Ende des Krieges förderte der japanische Staat
Unabhängigkeitsbewegungen, die sich gegen die Rückkehr der europäischen Mächte richteten. Viele Staaten erlangten schon bald nach dem 2. Weltkrieg die Souveränität.
Von zentraler Bedeutung im Prozess der Dekolonisation ist die Unabhängigkeit Indiens. Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Indien eine Unabhängigkeitsbewegung, die
von der Kongresspartei angeführt wurde. Die gewaltlosen Protestaktionen Mohandas Gandhis (1869-1948) verhalfen der Unabhängigkeitsbewegung zu Sympathien in aller
Welt. 1935 gewährte die britische Regierung Indien die innere Selbstverwaltung. Der letzte britische Vizekönig von Indien, Lord Louis Mountbatten, erreichte die
Zustimmung der Kongresspartei sowie der Muslim-Liga für die Teilung Indiens in zwei selbständige Staaten. Am 15. August 1947 wurde Indien, das zunächst als dominion
im Commonwealth verblieb und damit formell den britischen König als Oberhaupt anerkannte, unter Führung Jawaharlal Nehrus unabhängig. Gebiete mit überwiegend
muslimischer Bevölkerung wurden als Staat Pakistan von Indien abgetrennt.
1948 erhielt Ceylon (seit 1972 Sri Lanka) die volle Unabhängigkeit. Birma war 1937 als selbständige britische Kolonie von Britisch-Indien abgetrennt worden. Nach dem
Widerstandskampf (1942-1945) gegen die japanische Besatzung erhielt Birma am 1. Januar 1948 die Unabhängigkeit. Die Staaten Vietnam, Kambodscha und Laos gingen
1954 aus der Teilung des französischen Kolonialreiches Indochina hervor (siehe auch Indochinakrieg). In Indonesien hatte sich bereits während der japanischen Besatzung
die Nationalbewegung unter Achmed Sukarno etabliert. Im August 1945 gründete Sukarno auf der Insel Java die Republik Indonesien. Die niederländische Kolonialmacht
versuchte, die republikanische Bewegung zu unterdrücken und ihr Kolonialreich wieder zu errichten. Auf Druck der Vereinten Nationen sowie der Staaten Australien,
Neuseeland und vor allem der USA mussten die Niederlande jedoch Indonesien als souveränen Staat anerkennen.

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DIE DEKOLONISATION IN AFRIKA

Die arabischen Staaten Nordafrikas standen seit dem Zerfall des Osmanischen Reiches unter der Herrschaft Frankreichs, Italiens und Großbritanniens. In vielen Kolonien
bildete sich in der Folge eine starke nationalistische Elite nach europäischem Vorbild heraus, die danach strebte, die Macht zu übernehmen. Die ehemals italienische Kolonie
Libyen erlangte 1951 die Unabhängigkeit. In Algerien, das nicht als Kolonie, sondern als Bestandteil Frankreichs angesehen wurde, erkämpfte sich im so genannten
Algerienkrieg (1954-1962), der mehrere hunderttausend Opfer forderte, die nationale Befreiungsfront Front de Libération Nationale (FLN) die Unabhängigkeit. Auch in
Marokko und Tunesien strebten nationalistische Bewegungen seit dem 2. Weltkrieg nach Unabhängigkeit. Frankreichs Versuche, diese Bestrebungen gewaltsam zu
unterdrücken, scheiterten. 1956 wurden sowohl Marokko wie auch Tunesien gemäß eines 1955 mit Frankreich geschlossenen Vertrags unabhängig.
Die Dekolonisation der britischen Kolonien südlich der Sahara verlief nicht überall ohne Probleme. In den Ländern mit wenigen weißen Siedlern gelang sie nach indischem
Muster: Nachdem zunächst Parlamentswahlen durchgeführt worden waren, entließ Großbritannien 1957 Ghana (die ehemalige Goldküste) und 1960 Nigeria in die
Unabhängigkeit. In Ländern mit größerem weißen Bevölkerungsanteil verzögerten die Briten jedoch den Rückzug. Dies führte zu oft radikalen Widerstandsbewegungen
gegen die Kolonialherrschaft wie dem Mau-Mau-Aufstand in Kenia. Nach jahrelangem Kampf erhielt Kenia 1963 die Unabhängigkeit. Die britische Kolonie (Süd-)Rhodesien
hatte sich von 1953 bis 1963 mit Nordrhodesien (das 1964 als Sambia selbständig wurde) und Njassaland (1964 Malawi) zur Zentralafrikanischen Föderation
zusammengeschlossen. Nach dem Zerfall der Föderation erklärte Südrhodesien als erstes Land nach den USA (1776) einseitig die Unabhängigkeit von Großbritannien. Die
von Großbritannien und den Vereinten Nationen verhängten Sanktionen zeigten keine Wirkung. Erst nach jahrelangem Guerillakrieg der Befreiungsorganisationen ZANU
(Zimbabwe African National Union) und ZAPU (Zimbabwe African People's Union) konnte die schwarzafrikanische Bevölkerungsmehrheit 1980 die Souveränität im nun
Simbabwe genannten Staat erlangen. In den sechziger und siebziger Jahren erkämpfte die Unabhängigkeitsbewegung SWAPO die Souveränität Namibias gegen die
Apartheidregierung Südafrikas.
Frankreich hatte seinen Kolonien in Schwarzafrika 1956 durch die Gründung der Französischen Union (Union Française) die innere Selbstverwaltung ermöglicht. 1958 gab
Frankreich den Kolonien die Wahlmöglichkeit zwischen der Selbständigkeit und der Mitgliedschaft in der Französischen Gemeinschaft (Communauté Française). Lediglich
Guinea entschied sich bereits 1958 für die Unabhängigkeit, 1960 folgten die verbliebenen Kolonien: Madagaskar, Mali, Dahomey (das heutige Benin), Niger, Obervolta

(heute: Burkina Faso), Elfenbeinküste, Tschad, die Zentralafrikanische Republik, Kongo, Gabun, Senegal und Mauretanien.
Blutig verlief auch die Dekolonisierung von Belgisch-Kongo, dem späteren Zaire. In den fünfziger Jahren hatte die belgische Regierung ein Programm für die Entlassung
Kongos in die Unabhängigkeit erarbeitet. Als 1959 überraschend Aufstände ausbrachen, gewährte Belgien zum Juni 1960 die Unabhängigkeit. Patrice Lumumba wurde zum
Präsidenten gewählt, aber schon bald von Oberst Mobutu gestürzt, der mit Unterstützung der ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Belgien eine der grausamsten
Diktaturen des postkolonialen Afrikas errichtete. 1975 musste schließlich auch Portugal, das sich am längsten der Dekolonisation widersetzte, nach Guerillaaktivitäten in
Angola, Moçambique (FRELIMO) und Guinea-Bisseau diese Staaten in die Unabhängigkeit entlassen. Mit diesen erlangten auch die Kapverdischen Inseln, São Tomé e
Príncipe und die daraufhin von Indonesien besetzte asiatische Kolonie Osttimor die Unabhängigkeit.

Verfasst von:
Mathias Boxleitner
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