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Bayern.

Publié le 06/12/2021

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Bayern.
1

EINLEITUNG

Bayern, Bundesland im Südosten der Bundesrepublik Deutschland, grenzt im Norden an die Bundesländer Thüringen und Sachsen, im Nordosten an die Tschechische
Republik, im Südosten und Süden an Österreich sowie im Westen an die Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen. München ist die Landeshauptstadt und zugleich
die größte Stadt des Freistaates. Weitere große Städte sind Nürnberg, Augsburg und Regensburg.

2

LAND

Bayern ist mit 70 548 Quadratkilometern das größte Bundesland Deutschlands. Im Süden hat es Anteil an den Nördlichen Kalkalpen. Bei Garmisch-Partenkirchen liegt
mit 2 962 Meter Höhe der höchste Berg Deutschlands, die Zugspitze. Nördlich der Kalkalpen folgt das Alpenvorland, das im Pleistozän von Alpengletschern und deren
Schmelzwässern geprägt wurde. Zwischen Moränenhügeln liegen zahlreiche Moore und Seen, wie der Starnberger See, der Ammersee und der Chiemsee. Im nördlichen
Vorfeld der Moränenzüge wurden von den Schmelzwässern der Gletscher im Lauf der Eiszeit zum Teil große ebene Flächen, wie die Ebene von München, aufgeschottert.
An die Schotterflächen schließt sich zur Donau hin das fruchtbare tertiäre Hügelland mit der Hallertau, dem Donaumoos und dem Donauried an. Nördlich der Donau ist
Bayern Mittelgebirgsland. Entlang der Grenze zur Tschechischen Republik liegen der Bayerische Wald (mit Höhen bis zu 1 456 Metern), der Oberpfälzer Wald und das
Fichtelgebirge. Im Norden hat das Bundesland Anteil an der Rhön und am Spessart. Zwischen diesen Mittelgebirgen und der Donau befindet sich der östliche Teil des
Schwäbisch-Fränkischen Stufenlandes mit der Frankenhöhe, dem Steigerwald, den Haßbergen und der Fränkischen Alb. Vom Fichtelgebirge Richtung Westen durchfließt
der Main den Norden Bayerns, der Süden wird über die Donau und deren Nebenflüsse (vor allem Inn, Isar, Lech, Altmühl und Naab) entwässert.

3

BEVÖLKERUNG

Bayern hat etwa 12,42 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte des Landes ist relativ gering: circa 176 Menschen wohnen auf einem Quadratkilometer. Die Region
war Siedlungsgebiet der Baiern, Franken und Schwaben. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Bevölkerungsstruktur des Bundeslandes durch die Zuwanderung zahlreicher
Heimatvertriebener und Flüchtlinge beeinflusst. 70 Prozent der bayerischen Bevölkerung sind katholisch, 26 Prozent evangelisch. Ballungszentren sind die Großstädte
München, Nürnberg-Fürth-Erlangen, Augsburg, Regensburg und Würzburg.

4

VERWALTUNG UND POLITIK

Die Landesverfassung wurde 1946 verabschiedet. Das Land gliedert sich in die sieben Regierungsbezirke Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken, Oberpfalz,
Schwaben, Niederbayern und Oberbayern mit 71 Landkreisen, 25 kreisfreien Städten und 28 Großen Kreisstädten. Im Februar 1998 entschieden die bayerischen
Bürger bei einem Volksentscheid mit 70 Prozent der Stimmen die Abschaffung des bayerischen Senats. Bei diesem Volksentscheid gab es ebenfalls eine Mehrheit von 75
bzw. 73,9 Prozent für eine bayerische Verfassungs- und Parlamentsreform. Dementsprechend wird ein Passus in der Verfassung gestrichen, der die Zustimmung der
Staatsregierung zur Todesstrafe forderte. Neu aufgenommen wurden Bekenntnisse zu Europa, das die Eigenständigkeit der Regionen wahren soll, und zur
Gleichberechtigung der Geschlechter.
Bis zu den Wahlen 1998 wurden die Abgeordneten des Landtags für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Seither beträgt die Legislaturperiode fünf Jahre. Seit den
Landtagswahlen 2003 umfasst der Bayerische Landtag 180 Abgeordnete (bis dahin waren es 204); es gibt neun Staatsministerien.

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BILDUNG UND KULTUR

In Bayern gibt es Universitäten in München, Augsburg, Erlangen-Nürnberg, Eichstätt, Passau, Regensburg, Bamberg, Bayreuth und Würzburg, Fachhochschulen in
Augsburg, Freising, Kempten, Landshut, München, Nürnberg, Regensburg und Rosenheim, Akademien der Bildenden Künste in München und Nürnberg, Hochschulen für
Musik in München und Würzburg sowie eine Hochschule für Fernsehen und Film in München und eine Theologische Hochschule in Benediktbeuern.
Weltweit bekannt ist Bayern für die Märchenschlösser König Ludwigs II. (Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee), das alljährlich in München stattfindende
Oktoberfest und das bayerische Brauchtum. Mit seinen Kunstgalerien, Museen und Theatern ist München ein überregional bedeutendes kulturelles Zentrum; das 1903
gegründete Deutsche Museum ist das größte Technische Museum Europas. In Bayreuth finden alljährlich im Sommer Festspiele statt, die 1872 von Richard Wagner zur
Aufführung seiner Musikdramen gegründet wurden.
Bekannte Schriftsteller des Freistaates sind Oskar Maria Graf und Ludwig Thoma. Vor allem um die Wende zum 20. Jahrhundert war München Anziehungspunkt für viele
bekannte deutsche Künstler, u. a. studierten hier Berthold Brecht, Rainer Maria Rilke, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Walter Gropius. Thomas Mann lebte hier von
1894 bis 1936, Richard Strauss, Carl Orff , Franz Marc und Carl Spitzweg wurden hier geboren. Der berühmteste Sohn der Stadt Nürnberg ist Albrecht Dürer.

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WIRTSCHAFT

In Bayern werden vorrangig Getreide (Weizen und Silomais im Süden, Roggen im Norden), Zuckerrüben, Kartoffeln, Hopfen und Trauben angebaut. Kornkammern des
Landes sind der Dungau (das Donautal zwischen Regensburg und Passau), das tertiäre Hügelland und die fränkische Gäulandschaft um Würzburg. In der Hallertau wird
vor allem Hopfen, im Maintal Wein und Gemüse angebaut. Es werden Rinder, Schweine und Pferde gezüchtet, in den Gebirgsausläufern der Bayerischen Alpen (vor
allem im Allgäu) ist die Milchviehhaltung verbreitet. In der Oberpfalz werden u. a. Braunkohle und Eisenerz abgebaut, bei Passau Graphit und im Berchtesgadener Land
Steinsalz.
Im oberfränkischen Industrierevier werden hauptsächlich Textilien, Glas-, Porzellan- und Metallwaren hergestellt. München, Augsburg und Nürnberg sind Zentren der
Mikroelektronik und des Maschinenbaus. In Ingolstadt, München, Regensburg und Dingolfing werden Automobile produziert. Im Raum München konzentrieren sich
zudem Betriebe der Luft- und Raumfahrtindustrie; im so genannten Chemiedreieck, zwischen den Flüssen Inn, Alz und Salzach, Betriebe der chemischen Industrie.
Bayern ist das beliebteste Urlaubsland innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Vor allem die Regionen Bayerischer Wald, Allgäu, die Alpen und das Alpenvorland, mit
seinen Klöstern, Barockkirchen und Königsschlössern, ziehen zahlreiche Touristen an.

7 GESCHICHTE
7.1 Von der Vorgeschichte bis zum frühen Mittelalter
Die ältesten menschlichen Spuren in Bayern sind Funde in den Regionen um Kelheim und Nördlingen, die aus der Altsteinzeit vor etwa 200 000 Jahren datieren. 7 300

Jahre alte Gräberfunde bei Aufhausen belegen, dass Niederbayern in der Jungsteinzeit dauerhaft besiedelt war. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wanderten Kelten ins Gebiet
des heutigen Bayern ein: Im Westen siedelten die Vindeliker, im Osten die Noriker und im Norden die Bojer, die jedoch später unter dem Druck einrückender Germanen
nach Böhmen abwanderten. Bedeutende keltische Oppida aus der späteren La-Tène-Zeit-Zeit (ab etwa 225 v. Chr.) waren Michelsberg bei Kelheim und insbesondere
Manching bei Ingolstadt, der Hauptort der Vindeliker.
15 v. Chr. eroberten die Römer das Alpenvorland bis zur Donau und gliederten den größten Teil des heutigen bayerischen Gebiets der Provinz Rätien (Raetia) ein, den
Teil östlich des Inns der Provinz Noricum. Wichtige römische Militärstützpunkte, aus denen sich später Städte entwickelten, waren Augsburg (Augusta Vindelicum),
Kempten (Cambodunum), Regensburg (Castra Regina) und Passau (Castra Batava). Der im 2. Jahrhundert n. Chr. vollendete obergermanisch-rätische Limes konnte die
Provinz nicht vor den zunehmenden Germaneneinfällen, insbesondere vor denen der Markomannen und Alemannen schützen. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts
brach die römische Herrschaft in Bayern endgültig zusammen. Das Land wurde neu besiedelt: Germanen aus Böhmen, Alemannen, Langobarden, Thüringer, Römer und
romanisierte Kelten verschmolzen zum Stamm der Bajuwaren, der Mitte des 6. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt wurde.
Das bayerische Gebiet kam im Zuge der fränkischen Expansion spätestens 531 unter die Oberherrschaft der fränkischen Merowinger, aus der sich die bayerischen
Herzöge aus dem Geschlecht der Agilolfinger immer wieder zu lösen versuchten. Der Agilolfinger Garibald, 555 zuerst bezeugt, begründete das bayerische
Stammesherzogtum. 788 wurde der letzte Agilolfinger-Herzog Tassilo III. durch Karl den Großen abgesetzt. Bayern wurde dem Frankenreich eingegliedert und im Zuge
der Reichsteilungen 843 Teil des Ostfrankenreiches. Bis 907 unterstand Bayern der Herrschaft der Karolinger, die es durch Markgrafen aus dem Geschlecht der
Luitpoldinger verwalten ließen. Hauptstadt war bis ins 13. Jahrhundert Regensburg.
Die Christianisierung Bayerns, dessen erste Bistümer Augsburg und Regensburg im 4. Jahrhundert gegründet wurden, organisierte im 8. Jahrhundert der
angelsächsische Missionsbischof Bonifatius. In Freising, Passau und Salzburg entstanden Bischofssitze und u. a. in Niederaltaich, Frauenchiemsee, Polling oder
Wessobrunn Klöster als frühmittelalterliche Kulturzentren.

7.2

Bayern im Mittelalter

König Otto I. schaltete die Luitpoldinger, die sich eine weitgehend unabhängige Stellung erkämpft und zu Beginn des 10. Jahrhunderts die Herzogswürde angenommen
hatten (Arnulf der Böse), aus und ernannte 947 seinen Bruder Heinrich zum Herzog. Otto I. gliederte das Herzogtum Friaul dem bayerischen Herrschaftsgebiet ein, das
sich im 10. Jahrhundert vom Fichtelgebirge über den Wienerwald bis zur Adria erstreckte und damals seine größte Ausdehnung während des Mittelalters erreichte; die
Herzöge erlangten jedoch vorerst nicht mehr die starke, unabhängige Stellung, wie sie die Agilolfinger und die Luitpoldinger innehatten. Erst die Welfen bauten im
letzten Drittel des 11. Jahrhunderts die Macht der bayerischen Herzöge wieder aus. Der letzte Welfenherzog in Bayern, Heinrich der Löwe, zugleich Herzog von Sachsen,
errang eine königsgleiche Macht im Reich; er gründete 1158 die spätere Hauptstadt München. Jedoch hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa, als er Heinrich mit dem
Herzogtum Bayern belehnte, im Privilegium minus 1156 die Ostmark (das spätere Österreich) von Bayern abgetrennt und als Herzogtum den Babenbergern
übertragen. Bereits zuvor hatte Bayern einige Gebiete verloren wie etwa 976 Kärnten.
Nach der Absetzung Heinrichs des Löwen 1180 kam das Herzogtum Bayern an Herzog Otto I. (1180-1183) aus dem Geschlecht der Wittelsbacher, das Bayern bis 1918
ohne Unterbrechung regierte. Ludwig I., der Kelheimer, (1183-1231) gründete die neue Hauptstadt Landshut und erwarb die Pfalzgrafschaft bei Rhein (Rheinpfalz)
sowie die Oberpfalz. Das Erlöschen mächtiger bayerischer Adelsgeschlechter seit dem Ende des 12. Jahrhunderts, insbesondere der Andechs-Meranier, und die
wittelsbachische Hausmachtpolitik begünstigten im 13. Jahrhundert die Entwicklung Bayerns zu einer geschlossenen Territorialherrschaft. Die Bistümer Freising, Passau
und Regensburg sowie das Erzbistum Salzburg errichteten eigene Landesherrschaften.
1255 wurde Bayern bei der ersten Erbteilung in Niederbayern (Residenz Landshut) und Oberbayern mit der Rheinpfalz und der damit verbundenen Kurwürde (Residenz
München) geteilt. Kaiser Ludwig IV., der Bayer, trennte im Hausvertrag von Pavia 1329 die rheinische Kurpfalz und die Oberpfalz vom übrigen Bayern. 1392 entstanden
bei einer weiteren Teilung die Wittelsbacher Linien Bayern-München, Bayern-Landshut, Bayern-Straubing und Bayern-Ingolstadt. Herzog Ludwig der Reiche von
Ingolstadt gründete 1472 die Universität Ingolstadt, die mit Gelehrten wie Konrad Celtis zu einem Zentrum des Humanismus wurde. Einer ihrer bedeutendsten Schüler
war Johann Turmair aus Abensberg (1477-1534), genannt Aventinus, der Vater der bayerischen Geschichtsschreibung.

7.3

Herzogtum Bayern

Herzog Albrecht IV., der Weise, vereinigte durch den Landshuter Erbfolgekrieg (1503-1505) Ober- und Niederbayern wieder unter einer Herrschaft und beendete mit
dem Primogeniturgesetz von 1506 die Landesteilungen. Infolge des Erbfolgekrieges verlor Bayern jedoch bedeutende Gebiete wie Kufstein und das Zillertal an die
Habsburger und Pfalz-Neuburg an die Erben des 1503 gestorbenen Landshuter Herzogs Georg der Reiche. 1505 entstand das Herzogtum Pfalz-Neuburg (Residenz
Neuburg an der Donau), das unter Herzog Ottheinrich (1522-1557) zu einem süddeutschen Mittelpunkt der Renaissance wurde.
Die Reformation verbreitete sich in den Städten und unter dem Adel, wurde aber von Herzog Wilhelm IV. (1508-1550) mit Hilfe der 1542 nach Ingolstadt berufenen
Jesuiten bekämpft. Unter Albrecht V. verdrängte die Gegenreformation den Protestantismus aus Bayern, und Wilhelm V. (1579-1597) machte Bayern zum Vorkämpfer
des Katholizismus in Deutschland.

7.4

Kurfürstentum Bayern

Der frühabsolutistisch regierende Maximilian I.., seit 1609 an der Spitze der von ihm ins Leben gerufenen Katholischen Liga, spielte auf der Seite der Katholischen eine
führende Rolle im Dreißigjährigen Krieg. 1623 gewann er die Pfälzer Kurwürde für das bayerische Herzogtum und 1628 die Oberpfalz. Während des Dreißigjährigen
Krieges war Bayern ein Hauptkriegsschauplatz; Verwüstungen, Seuchen, Hungersnöte und ein drastischer Bevölkerungsrückgang waren die Folge.
Unter Maximilians Nachfolger Ferdinand Maria (1651-1679) erholte sich das Land relativ rasch von den Kriegsfolgen und entwickelte sich zu einem Zentrum des Barock
in Süddeutschland (u. a. Bau des Schlosses Nymphenburg). Kurfürst Maximilian II. Emanuel stand im Spanischen Erbfolgekrieg auf der Seite Frankreichs und verlor
nach der Niederlage der bayerisch-französischen Truppen gegen die kaiserlich-österreichischen und englischen 1704 bei Höchstädt alle Länder und Würden; Bayern
wurde von Österreich besetzt. Gegen die drückende österreichische Herrschaft erhob sich ein Volksaufstand, der u. a. in der so genannten Sendlinger Mordweihnacht
1705 blutig niedergeschlagen wurde. Nach Kriegsende 1714 erhielt Maximilian II. Emanuel Länder und Würden zurück.
Sein Sohn Karl VII. Albrecht war mitverantwortlich für den Ausbruch des Österreichischen Erbfolgekrieges. 1742 wurde er von der antihabsburgischen Partei im Reich
zum Kaiser gewählt, musste aber wenig später eine schwere Niederlage gegen die Österreicher hinnehmen, die nun Bayern ein weiteres Mal besetzten. Kurfürst
Maximilian III. Josef beendete bei seinem Regierungsantritt 1745 die bayerische Beteiligung am Österreichischen Erbfolgekrieg. 1759 gründete er, ein Herrscher im
Geiste der Aufklärung, die Akademie der Wissenschaften in München, und 1773 hob er den Jesuitenorden auf. Mit Maximilian III. Josef starb 1777 die bayerische Linie
der Wittelsbacher aus, und Bayern kam an Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher. Infolge des Bayerischen Erbfolgekrieges
(1778/79), den hauptsächlich Österreich und Preußen um ihre jeweiligen Ansprüche auf bayerisches Gebiet austrugen, verlor Bayern das Innviertel an Österreich. Karl
Theodors aufklärerische Geisteshaltung wich in den achtziger Jahren einem reaktionären Herrschaftsstil, u. a. mit strikten Zensurverordnungen, insbesondere nachdem
1784 der von dem Ingolstädter Professor Adam Weishaupt gegründete Illuminatenorden aufgedeckt worden war.

Als auch Karl Theodor - wie sein Vorgänger - ohne legitime Erben gestorben war, fiel Bayern 1799 an Maximilian IV. Josef aus der Linie Pfalz-Zweibrücken. Dessen
leitender Minister, Maximilian Graf von Montgelas, schuf die Grundlagen des modernen bayerischen Staates, der nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und
in enger Anlehnung an Napoleon zum größten deutschen Mittelstaat aufstieg. Denn infolge des Reichsdeputationshauptschlusses sowie nachfolgender Friedensschlüsse
vergrößerte sich das bayerische Territorium durch Gebietsgewinne u. a. in Österreich, Schwaben und Franken auf etwa das Doppelte. Die Säkularisation 1803 zerstörte
die vielfältige, über 1 000-jährige bayerische Klosterkultur.

7.5

Königreich Bayern

Im Frieden von Preßburg vom Dezember 1805 wurde Bayern als Königreich anerkannt; 1806 nahm Kurfürst Maximilian IV. Josef als Maximilian I. die Königswürde an
und schloss sich dem Rheinbund an. 1808 schaffte Montgelas die Leibeigenschaft und die Steuerfreiheit des Adels ab. 1813 trat Bayern auf die Seite der Gegner
Napoleons über. Für die damit einhergegangenen Gebietsabtretungen an Österreich wurde Bayern auf dem Wiener Kongress 1815 mit Würzburg, Aschaffenburg und
der linksrheinischen Pfalz entschädigt und erlangte so im Wesentlichen den heutigen Gebietsumfang (mit Ausnahme der Pfalz).
1815 trat das Königreich Bayern dem Deutschen Bund bei. Durch die Verfassung von 1818 wurde Bayern konstitutionelle Monarchie. König Ludwig I. baute München zu
einer führenden Kunststadt in Bayern aus, verlegte die bayerische Landesuniversität nach München und schuf mit Kanal- und Eisenbahnbau Voraussetzungen für die
spätere industrielle Entwicklung; 1835 wurde zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahnlinie eröffnet.
In der Märzrevolution von 1848 dankte Ludwig I., der zunächst einen liberalen Kurs verfolgt hatte, dann aber auf eine reaktionäre Linie eingeschwenkt war, zugunsten
seines Sohnes Maximilian II. Josef ab. 1864 entstand als erste politische Partei in Bayern die linksliberale bayerische Fortschrittspartei; von größerem Gewicht war
jedoch die klerikale Patriotische Partei, die lange Jahre den Landtag dominierte und sich 1887 dem Zentrum anschloss. Ende der sechziger Jahre gab es Anfänge einer
sozialdemokratischen Arbeiterbewegung.
Unter Ludwig II. stand Bayern im Deutschen Krieg 1866 auf der Seite Österreichs gegen Preußen; 1870/71 beteiligte es sich aufgrund eines Bündnisses mit Preußen am
Deutsch-Französischen Krieg, und 1871 trat das Land dem Deutschen Reich bei. Nach der Entmündigung bzw. dem Tod Ludwigs II. 1886 übernahm anstelle des
regulären, aber amtsunfähigen Thronfolgers Otto I. Prinzregent Luitpold die Regierungsgeschäfte. In der spät einsetzenden Industrialisierung erlangten bis zum 1.
Weltkrieg hauptsächlich der Lokomotiv-, Maschinen- und Motorenbau (in München, Nürnberg, Würzburg), die Elektro- und die chemische Industrie über Deutschland
hinausreichende Bedeutung.

7.6

Bayern in der Weimarer Republik

In der Novemberrevolution 1918 proklamierte Kurt Eisner, Vorsitzender der Arbeiter- und Soldatenräte, die Republik Bayern und erklärte König Ludwig III. für
abgesetzt. Nach dem Attentat auf Eisner, unterdessen Ministerpräsident, am 21. Februar 1919 und den folgenden Unruhen in München wich die Landesregierung nach
Bamberg aus; in München dagegen rief im April 1919 der Zentralrat der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte die ,,Räterepublik Baiern" (siehe Münchener Räterepublik)
aus, die mit der Besetzung Münchens durch Reichstruppen und Freikorps jedoch im Mai 1919 zusammenbrach. Im September 1919 trat die unter Ministerpräsident
Johannes Hoffmann (SPD) erarbeitete ,,Bamberger Verfassung", die Bayern zum Freistaat erklärte, in Kraft. Die in den Wirren der Novemberrevolution in Bayern
erstarkten antikommunistischen und antisemitischen Strömungen sowie die schlechte Wirtschaftslage riefen eine allgemeine Ablehnung der Weimarer Republik hervor.
Stärkste Partei war bis 1932 die Bayerische Volkspartei (BVP), die unter Gustav Ritter von Kahr, Ministerpräsident von 1920 bis 1924, nach der Devise ,,Ordnungszelle
Bayern" eine strikt restaurativ-nationalistische Politik betrieb und den Aufstieg der NSDAP in Bayern duldete; München wurde zur ,,Hauptstadt der Bewegung" der
Nationalsozialisten. Der Hitler-Putsch am 9. November 1923 in München, den von Kahr zunächst unterstützte, war der Höhepunkt des seit 1920 bestehenden Konflikts
zwischen der Reichsregierung und dem rechtsradikalen Bayern. Nach dem Rücktritt von Kahrs 1924 führte Heinrich Held (BVP), der den Gegensatz zwischen dem Reich
und Bayern beendete, bis 1933 die Regierung. In den Krisenjahren nach der Weltwirtschaftskrise 1929 fand die NSDAP besonders in protestantisch geprägten Gebieten
in Franken und der Pfalz großen Zulauf, wogegen die BVP in traditionell katholischen Wahlkreisen noch die meisten Stimmen erhielt. Bei den Landtagswahlen 1932
behauptete sich die BVP knapp vor der NSDAP.

7.7

Unter der nationalsozialistischen Diktatur

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 wurde auch Bayern gleichgeschaltet. Franz Ritter von Epp wurde Reichsstatthalter in Bayern, Reichsführer SS
Heinrich Himmler der Polizeipräsident von München. Unmittelbar nach der Machtergreifung wurde unweit von München in Dachau das erste Konzentrationslager in
Deutschland errichtet, das als ,,Modell" für alle weiteren Konzentrationslager diente. In Nürnberg, der ,,Stadt der Reichsparteitage", wurden 1935 die Nürnberger
Gesetze erlassen, die die gesetzliche Grundlage für die Judenverfolgung und in der Konsequenz für den Holocaust schufen. 1938 wurde in der bayerischen Hauptstadt
das Münchner Abkommen unterzeichnet. Unter den antinationalsozialistischen Widerstandskämpfern in Bayern sind insbesondere Georg Elser und die Weiße Rose zu
nennen.
Im 2. Weltkrieg zerstörten ab 1943 alliierte Luftangriffe Eisenbahn- und Industrieanlagen und Städte wie Augsburg, München, Nürnberg und Würzburg. Nach
Kriegsende war die ehemalige ,,Stadt der Reichsparteitage" Schauplatz der Nürnberger Prozesse gegen die Kriegsverbrecher des nationalsozialistischen Deutschland.

7.8

Bayern seit der Nachkriegszeit

Nach Kriegsende gehörte das heutige Bayern zur amerikanischen Besatzungszone, während die linksrheinische Pfalz französisch besetzt war und 1946 Rheinland-Pfalz
zugeschlagen wurde. 1946 gab sich Bayern als Freistaat unter Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (SPD) eine neue Verfassung, und 1949 wurde es Bundesland der
Bundesrepublik Deutschland. Mit Ausnahme der Jahre 1954 bis 1957, in denen wiederum Wilhelm Hoegner regierte, stellte ununterbrochen die CSU die bayerischen
Ministerpräsidenten: Hans Ehard (1946 bis 1954 und 1960 bis 1962), Hanns Seidel (1957-1960), Alfons Goppel (1962-1978), Franz Josef Strauß (1978-1988), Max
Streibl (1988-1993), Edmund Stoiber (1993-2007) und Günther Beckstein (seit 2007). Eine Besonderheit in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist die ungebrochene
Vorherrschaft der CSU, die seit 1962 über die absolute Mehrheit der Landtagsmandate verfügt; 2003 gewann sie sogar die Zweidrittelmehrheit der Sitze im Bayerischen
Landtag.

Verfasst von:
Richard Strenz
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